Jedes Jahr im November lockt der „Black Friday“ Millionen von Menschen weltweit in die Geschäfte und auf Online-Plattformen. Rabatte von bis zu 70 Prozent und verlockende Sonderaktionen schaffen einen regelrechten
Kaufrausch. Doch hinter dem verführerischen Schein von Ersparnissen verbirgt sich oft ein weniger sichtbares Phänomen: die Kaufsucht. Warum führt der Black Friday so oft dazu, dass Menschen Dinge kaufen, die sie eigentlich gar nicht brauchen?
Werbung rund um den Black Friday ist meist darauf ausgelegt, ein Gefühl von Dringlichkeit zu erzeugen. Botschaften wie „Nur heute!“, „Sichern Sie sich den letzten Vorrat!“ oder „Limitierte Angebote!“ aktivieren einen Impuls, der auch als FOMO- „Fear of Missing Out“ bekannt ist – die Angst, eine Gelegenheit zu verpassen. Dieser Druck kann dazu führen, dass wir Entscheidungen treffen, die weniger rational, sondern stark impulsiv geprägt sind.
Ein weiteres Element ist der Gruppenzwang. Eine aktuelle Studie des Fraunhofer- Institut für System- & Innovationsforschung stellte fest, dass sich gerade in den sozialen Medien während des Black Friday Bilder von Schnäppchen und Posts über großartige Produkte häufen. Das verstärkt den Eindruck, dass man selbst „etwas verpassen“ könnte, wenn man nicht auch zuschlägt. Die Folge: Wir fühlen uns dazu gedrängt, etwas zu kaufen, um „dazu zugehören“.
Der Black Friday ist Teil eines größeren Trends: der zunehmenden Konsumgesellschaft, die den Wert des Menschen oft an den Dingen misst, die er besitzt. Insbesondere während des Black Fridays nehmen viele Menschen Kredite auf oder nutzen Ratenzahlungen, um teure Produkte zu finanzieren. Dies kann zu einer gefährlichen Verschuldungsspirale führen. Forschungen der letzten Jahrzehnte zeigen, dass impulsives Kaufen nicht nur das Bankkonto belastet, sondern auch negative
Auswirkungen auf das Wohlbefinden haben kann. Die Freude am neuen Besitz ist jedoch oft nur von kurzer Dauer und wird schnell durch Schuldgefühle und Stress über den finanziellen Zustand ersetzt.
Der Black Friday markiert oft den Beginn eines ganzen Monats voller Rabatte und Aktionen, die mit dem Cyber Monday weitergehen und schließlich in den Weihnachtsverkauf übergehen. Diese endlose Abfolge von Sonderaktionen kann zu einem ständigen Gefühl der Unzufriedenheit führen. Das ständige Verlangen nach neuen Dingen, die scheinbar zum Sonderpreis
verfügbar sind, hält die Konsumspirale aufrecht. Unternehmen profitieren von diesen Mechanismen, da sie das Bedürfnis nach „Mehr“ anregen und es schaffen, Konsument:innen immer wieder zum Kaufen zu animieren.
Es gibt Ansätze, um einer Kaufsucht entgegenzuwirken und den Black Friday bewusster zu erleben. Hier ein paar Tipps:
1. Bedürfnisse überprüfen: Bevor man kauft, sollte man sich fragen, ob man das Produkt wirklich braucht oder ob der Kauf nur durch den Rabatt motiviert ist.
2. Budget setzen: Ein festes Budget kann dabei helfen, den Überblick zu behalten und nicht in einen Kaufrausch zu verfallen.
3. Bewusster Konsum: Der „Green Friday“ ist eine alternative Bewegung zum Black Friday, die für nachhaltigen Konsum und
bewussten Einkauf steht. Einige Unternehmen bieten an diesem Tag an, einen Teil der Einnahmen an wohltätige Zwecke zu spenden.
4. Wunschliste führen: Anstatt spontan zu kaufen, hilft es, eine Liste mit Wünschen zu erstellen und abzuwarten. So bleibt Zeit, die Kaufentscheidung zu überdenken.
Der Black Friday ist nicht nur ein Einkaufstag, sondern ein kulturelles Phänomen, das die Kaufsucht in der Konsumgesellschaft befeuert. Die psychologischen Mechanismen, die dabei greifen, können leicht dazu führen, dass
man mehr kauft als beabsichtigt. Bewusster Konsum, eine kritische Einstellung zur Werbung und eine klare Planung können helfen, dem Kaufzwang zu entgehen und stattdessen nachhaltigere Kaufentscheidungen zu treffen.
Sollten Sie Unterstützung benötigen oder einen Rat suchen in Bezug auf ein riskantes Kaufverhalten, meldenSie sich gerne bei unserer Suchtberatung!
Tel.: 09371 978940, suchtberatung@cartias-mil.de